Rettung aus der Batterie

Bianca aus der Hühner-Mailingliste hat sich – seit ich sie kenne, und das sind mittlerweile einige Jahre – erfreulicherweise immer sehr engagiert für die Rettung von Käfighühnern (und den Tierschutz überhaupt) eingesetzt.
Vor ein paar Tagen wies sie die Listen-Mitglieder auf die WebSite „Rettet das Huhn“ hin und schrieb dazu folgenden kleinen Text:
(Ich habe ihre Erlaubnis, ihn hier zu veröffentlichen.)

flossiausschnitt2Dazu eine kleine Geschichte zu einer Henne, die ich im April aus der besagten Legebatterie erhalten habe.
Sie heißt Flosshilde (Rheintochter bei Richard Wagner), genannt Flossi, weil sie sich gleich am Tag nach ihrer Ankunft hier bei uns einen ihrer langen Fußnägel abgebrochen hat, was dann sehr stark geblutet hat.
Da habe ich sie, weil sie Probleme mit ihren „Flossen“ hatte, gleich mal Flossi genannt.

Ein paar Tage später hatte sie sich den nächsten Nagel gebrochen, während die anderen zehn Batteriehennen keine Probleme hatten (gut, lange Nägel, aber keine Brüche, ich hatte sie auch schon gekürzt).

Daraufhin habe ich mir Flossi ganz genau angeschaut. Ihr Hinterteil war sehr dick, die Henne war sehr schwer. Ich befürchtete Schichteier.

So brachte ich sie noch an dem Freitagabend zum Tierarzt, der sie gleich zur Operation dabehalten hat und mir keine Hoffnungen gemacht hat.

flossikrank

Ich war den ganzen Abend über sehr nervös, was die OP ergeben hatte, denn nur eine Woche Freiheit für Flossi – das hätte mir so leid getan.

Ich war überfroh, als der Arzt mir um 21 Uhr am Telefon verkündete, Flossi hätte überlebt, sei aber sehr schwach.

Am nächsten Vormittag habe ich sie abgeholt und gesehen, dass der Tierarzt fast die Hälfte des Huhnes entfernt hatte: einen riesigen Klumpen. Er sagte wörtlich, man müsse den Hut vor dem Huhn ziehen, dass es diese OP überlebt habe.

flossiausschnittIch habe Flossi gepflegt, und sie hat nicht aufgegeben. Zwei Tage später stand sie auf den Füßen, und bald musste ich sie zu den anderen setzen, damit sie nicht den Anschluss verliert (Hackordnung).

Sie hat inzwischen prima gemausert, der überlange Kamm ist wie bei allen geschrumpft und knallrot geworden, und sie ist gut in die Ordnung integriert. Flossi geht es gut.

Und jetzt kommt’s: Jeden Tag, wenn ich mich zu den Hühnern setze, kommt sie zu mir, schaut mich mit ihren schönen Augen an und setzt sich für eine lange Zeit neben mich oder auf meine Beine. Jeden Tag! Andere Hennen machen das auch, aber nicht sofort und jeden Tag. Es ist so, als ob sie Danke sagen wollte. Sie erhält ja nichts bei mir (kein Leckerli oder so).

BiancasHuehner

Ich lese meistens bei den Hühnern und beobachte sie. Flossis Blick ist der schönste Lohn, der schönste Dank ihrerseits dafür, dass sie nun leben darf.
Ich hoffe, Flossi wird noch sehr, sehr alt werden.

So, ich fand es wert, diese kleine Hennen-Rettungs-Geschichte auch im Landleben-Blog einfach mal zu veröffentlichen. Mancher mag den Kopf schütteln („Wie kann man nur …? Ein HUHN operieren lassen …? Ja GEHTS denn noch …?“), aber ich finde es einfach nur toll, wenn Menschen das tiefe Mitempfinden für ihre Mitgeschöpfe nicht verlorengegangen ist, und wenn sie sich SO für sie einsetzen.
Von DER Sorte Mensch bräuchten wir mehr auf diesem Planeten, finde ich …